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Lehrgebiet für Tierhaltung und Verhaltenskunde

der TU München, Weihenstephan

Yak-Haltung

Prof. Dr. Dr. Hans Hinrich Sambraus

1. Einleitung

Neben etlichen anderen domestizierten exotischen Tierarten (z.B. Kamele, Wasserbüffel sowie Lama / Alpakka) werden in Mitteleuropa seit einigen Jahren auch Yaks gehalten. Dies geschieht nicht etwa nur in Zoologischen Gärten, sondern vor allem in landwirtschaftlichen Betrieben. Schon in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hielt ein Landwirt bei Oberstdorf im Allgäu ca. 25 Yaks. Er lobte bereits damals den ökologischen Wert dieser Tiere. Zur geplanten Milchgewinnung kam es offenbar nicht. Der Bestand wurde schon nach wenigen Jahren wieder aufgelöst.

 

2. Zoologische Systematik

Innerhalb der Unterfamilie „Rinder“ (Bovinae) gehört der Yak zur Gattung Bos. Er ist mit den anderen Spezies dieser Gattung (Auerochsenabkömmlinge, Gaur, Banteng, Bison und Wisent) kreuzbar; die männlichen Tiere der F1 sind unfruchtbar, die weiblichen fertil.

Eigenartigerweise gibt es für diese Gattung neben der üblichen Bezeichnung „Bos“ noch den Namen Poephagus. Daneben existieren zwei Artnamen: mutus und grunniens. Letzerer leitet sich von den wie Grunzen klingenden Lautäußerungen dieser Tiere ab. Dementsprechend heißt der Yak im Deutschen auch Grunzochse.

 

3. Domestikation

Der Yak wurde schon vor Jahrtausenden domestiziert. Der Wildyak ist sehr viel größer als die Hausform; er erreicht eine Widerristhöhe von 180 cm. Die Wildform kommt nur noch in einigen Hochtälern Tibets vor. Die Zahl der noch vorhandenen Individuen soll weniger als 1000 betragen. Einige Wildyaks werden in chinesischen Zoos gehalten. Außerhalb Chinas kommt der Wildyak nicht vor. Bei den in Mitteleuropa lebenden Tieren handelt es sich ausschließlich um domestizierte.

 

4. Morphologie

Der Yak besitzt eine lange Behaarung, die an den Rumpfseiten bis 40 cm lang werden kann (Abb. 1). An der Unterseite des Rumpfes ist die Behaarung kurz. Auffallend ist die lange Behaarung des Schwanzes sowie die in der Fesselgegend. Das Flotzmaul ist auf eine kleine Region zwischen den Nasenlöchern begrenzt. Alle diese Besonderheiten sind als Anpassung an große Kälte anzusehen.

 

Abb. 1:  Yaks sind gut an große Kälte angepaßt. Rumpfseiten und Schwanz sind
               langbehaart , das Flotzmaul ist sehr klein.

Abb. 1b: Flotzmaul

 

Die Behaarung des Wildyak ist schwarz. Domestizierte Yaks haben eine große Vielfalt von Färbungen: schwarz, weiß und braun, sowie Scheckungen und weiße Abzeichen. Besonders auffallend ist die Pinzgauerfärbung mit pigmentierten Seitenplatten und umlaufendem weißen Streifen (Abb. 2).

Als Rind ist der Yak von Natur aus gehörnt. Im gesamten Verbreitungsgebiet kommen jedoch auch genetisch hornlose Tiere vor. Ihr Anteil ist in der Mongolei mit 90 % besonders hoch.

 

Abb. 2:  Yaks sind in Färbung und Zeichnung sehr unterschiedlich. Die hier
               gezeigten Tiere in der Mongolei sind alle genetisch hornlos.

Domestizierte Yaks haben eine Widerristhöhe von 130 cm (Bullen) bzw. 120 cm (Kühe). Das Gewicht ausgewachsener männlicher Tiere beträgt bei gutem Ernährungszustand 400 kg, das der weiblichen 300. Nach entbehrungsreichen Wintern sind letztere bis auf 220 kg abgemagert.

 

5. Verbreitung

Der Yak kommt nicht nur, wie häufig angenommen wird, im Himalaya vor. Sein Verbreitungsgebiet dehnt sich im Norden bis ins südliche Rußland aus. Er ist vor allem ein Gebirgstier, wird aber im Norden des Verbreitungsgebiets auch auf Hochebenen gehalten. So z. B. in der Wüste Gobi, wo es im Winter zwar sehr kalt, im Sommer aber über 35° C warm ist.

Weltweit gibt es ungefähr 14 Millionen Yaks. Im wärmeren Süden des Verbreitungsgebietes werden sie oberhalb von 2000 m Höhe gehalten. Weiter im Norden, wie z. B. in der Mongolei, kommt der Yak schon in einer Höhe von 1600 m vor.

 

6. Nutzung

Yaks werden vielfältig genutzt. Die Kühe melkt man morgens und abends. Die Kälber werden getrennt von Kühen gehalten, damit sie das Euter nicht leersaugen. Die Kühe geben die Milch nur her, wenn sie von den Kälbern angerüstet werden. Aus diesem Grund, aber auch um ihre Grundversorgung sicherzustellen, werden sie zu Beginn des Melkvorgangs an das Euter gelassen. Den Kälbern gehört das Vor- aber auch das Nachgemelk. Die Milchmenge einer Kuh beträgt pro Tag nicht viel mehr als 2 l. Ihr Fettgehalt liegt bei 8 %.

Yaks werden als Reit-, Last- und Zugtiere verwendet. In den tieferen Gegenden des Verbreitungsgebietes werden Yaks mit Rindern (Auerochsenabkömmlinge) gekreuzt. Die F1, insbesondere die Ochsen, ist groß und stark und lassen sich deshalb besser als Arbeitstiere verwenden (Abb. 3).

In baumlosen Gegenden ist der getrocknete Kot (gemeinsam mit dem Rinderkot) einziges Heizmaterial.

 

7. Verhalten

Das Verhalten der Yaks ist dem unserer Rinder sehr ähnlich. Sie kämpfen mit aneinander gelegten Stirnen (Abb. 4) und haben innerhalb der Herde eine soziale Rangordnung. Stiere können außerordentlich aggressiv werden. Das gilt auch dem Menschen gegenüber.

Beim Sexualverhalten haben Yaks ein sehr langes Vorspiel. In der Regel kommt es in der Brunst nur zu einem einzigen Deckakt; gelegentlich erfolgen bei einem Aufsprung zwei Nachstöße. Auffallend ist ein frequentes Trippeln mit den Vorderbeinen als Aufsprungintention.

 

Abb. 3:  Umzug des Jurtenlagers. Die einachsigen Karren werden von
               Kreuzungsochsen (Yak x Rind) gezogen.

Abb. 4:  Kämpfende Yakbullen

8. Verbreitung in Mitteleuropa

Bei uns gibt es nur wenige Bestände mit mehr als zehn Tieren. Bekannt ist die Herde des Extrembergsteigers Reinhold Messner bei Meran in Südtirol. Ein weiterer Bestand wird im Schweizer Jura gehalten. Die größte Tierzahl lebt bei einem Bergdorf im Wallis/Schweiz. Ein regelmäßiges Melken oder eine sonstige, über ein Hobby hinausgehende, Nutzung ist nicht bekannt.

 

9. Eignung für Mitteleuropa

Morphologie und ursprüngliche Lebensweise zeigen, daß der Yak gut an Kälte angepaßt ist. Die Tatsache, daß diese Tierart auch in der Wüste Gobi als Nutztier gehalten wird, macht jedoch deutlich, daß er sich auch an hohe Temperaturen adaptieren kann.

Als problematisch müssen die hohen Niederschläge in Mitteleuropa gelten; doch scheinen hiermit zunächst keine auffallenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen verbunden zu sein. Es sei darauf hingewiesen, daß das Wallis niederschlagsarm ist.

Bisher ist über Adaptionsfähigkeit und Krankheitsanfälligkeit des Yaks noch zu wenig bekannt als daß über seine Eignung für Mitteleuropa eine verbindliche Aussage getroffen werden könnte.

 

10. Zusammenfassung

Der Yak ist eine an das Leben in kälteren Zonen angepaßte Rinderform. Er kommt allerdings auch in Gegenden mit hohen Sommertemperaturen vor. Der Wildyak ist fast ausgestorben; die domestizierte Form wird vom Himalaya im Süden bis nach Rußland im Norden gehalten. Nutzungsmöglichkeiten sind Milchgewinnung und Arbeit, der Kot dient als Brennstoff. In Mitteleuropa wird der domestizierte Yak gelegentlich als Hobbytier gehalten. Die bisherigen Kenntnisse reichen nicht aus, um zu sagen, ob eine solche Haltung grundsätzlich vertretbar ist. Die größeren vorhandenen Bestände erscheinen weitgehend problemlos.

 

Legenden zu den Abbildungen

 Abb. 1:     Yaks sind gut an große Kälte angepaßt. Rumpfseiten und Schwanz sind

                   langbehaart, das Flotzmaul ist sehr klein.

 Abb. 1b:    Flotzmaul

 Abb. 2:     Yaks sind in Färbung und Zeichnung sehr unterschiedlich gezeigten Tiere

                   in der Mongolei sind alle genetisch hornlos.

 Abb. 3:     Umzug des Jurtenlagers. Die einachsigen Karren werden von Kreuzungsochsen

                 (Yak x Rind) gezogen.

 Abb. 4:     Kämpfende Yakbullen

 

                          © 2001 Prof. Dr. Dr. Hans Hinrich Sambraus
                                     mit freundlicher Genehmigung

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